Winterdienst

Die Fußgänger werden vergessen!

Zuerst wird die Fahrbahn für Autos geräumt, dann vielleicht noch ein Radweg. Für die Fußgänger räumen die Anlieger und der Winterdienst schüttet alles wieder zu.

Leserbrief zu Berichten über den Winter-und Räumdienst

Nach über einer Woche winterliches Wetter mit Schnee und vereisten Schneematsch möchte ich mit diesem Leserbrief als Fußgänger und als Nutzer des ÖPNV Rückblick halten auf diese Zeit mit den in unseren Breiten ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen. Mein Resümee: Schrecklich, unsicher und gefährlich! Sicherlich ist der Großteil der Anwohner/innen ihrer Räumpflicht nachgegangen. Und auch die Räumungsdienste waren bereits frühmorgens im Einsatz. Und es ist auch verständlich, dass mensch mit Verspätungen und auch teilweise Ausfällen von Busse und Bahnen rechnen muss. Zumindest in den ersten beiden Tagen. Nicht verständlich oder gar zu entschuldigen sind Schnee-, Matsch, und Eishügel an den Straßenrändern, die als Fußgänger/in beim Überqueren von Autostraßen zu bewältigen sind.  Diese sind beim Ein- und Aussteigen von Bussen, wie beispielsweise an den neuen barrierefreien Haltestellen in St. Hubert, nicht nur eine  Behinderung, sondern auch eine Gefahr für die Gesundheit. Dazu zählen auch die nicht geräumten Fußwege und Plätze, für die die Kommunen zuständig sind. So war der Fußweg um dem Markt in St. Hubert bis zuletzt nicht sicher begehbar. Während der Autoverkehr gut fließen kann und die im Auto Sitzenden gut geschützt sitzen, haben die Nichtmotorisierten als die am gefährdetsten und ungeschütztesten Verkehrsteilnehmer/innen solange das Nachsehen,  bis kein Schnee mehr liegt. Das gilt natürlich auch für die Radfahrenden. Rad- und Fußwege sind selten geräumt. Und wenn, dann häufig mit Salz, das für Tiere und Umwelt schädlich ist. Es ist dringend notwendig, dass hier die Verantwortlichen und die Handelnden umdenken und die Perspektive wechseln müssen. Natürlich können nicht alle Wege zeitgleich vom Schnee geräumt werden. Aber den Schnee so von den Autostraßen zu räumen, dass dadurch gefährliche bzw. gar nicht zu überwindende Hindernisse für die Menschen entstehen, die zu Fuß, mit einem Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl oder genauso umweltfreundlich mit dem Rad unterwegs sind, ist grob fahrlässig. Im Zuge einer Mobilitätswende, die auch politisch gewollt ist, ist scheint es auch notwendig zu sein, dass die Prioritätenliste für den Winterdienst geändert und sozusagen auf den Kopf gestellt wird. Vorrang und erste Priorität bei der Räumung müssen die Wege, Straßen und Plätze für diejenigen sein, die am Ungeschütztesten und Gefährdetsten sind. Und damit nicht mehr,  wie bisher, die KFZ-Nutzer/innen. In ihren Autos sind diese, bei Anpassung der Fahrweise an die Straßen- und Witterungsverhältnisse,  wesentlich geschützter und sicherer als Fußgänger/innen oder Radfahrer/innen. Auch wenn ein Umdenken in diese Richtung und die Umsetzung in den Kommunen vermutlich einige Zeit dauern wird, sollte dieses aber schnellsten begonnen werden. So kann beim nächsten Wintereinbruch, der ja vermutlich nicht in den nächsten absehbaren Jahren passieren wird, die geänderte Straßenreinigungssatzung angewendet werden kann. Das es geht, zeigen beispielhaft andere Kommunen, wie die Stadt Neumarkt nahe Nürnberg, wo dieses bereits der Fall ist. Und in Düsseldorf ist eine Änderung zumindest angedacht.

Achim Rothe, Kempen-St. Hubert