Presse
Presseberichte – Ortsverband Fuß e.V. in Kempen
WZ 21.08.2021
Sicher über die Straße gehen
Es war eine ungewohnte Situation – und viele Schüler staunten an diesem Freitag nicht schlecht, als sie auf einmal kurz vor acht auf dem Weg zu ihrem Gebäude über zwei Pop-up-Zebrastreifen auf der Berliner Allee vor dem Ludwig-Duesberg-Gymnasium gehen durften. Das Ordnungsamt hatte Schilder mit dem Hinweis „Vorsicht Zebrasteifen“ aufgestellt, damit die Fahrzeugführer gewarnt waren. Der Verein FUSS e.v. hatte die Aktion auf die Beine gestellt.„Eigentlich sollten es drei Zebrastreifen werden – jeweils einer vor und hinter der Stichstraße zum Aqua-Sol und Sportpark und einer am Anfang der Stichstraße. Leider hat die Polizei nur zwei genehmigt“, beschrieb deren Vertreter Georg Lüdecke die ursprüngliche Idee der Aktion. Der Effekt wäre gewesen, dass man dort auch hätte zeigen können, dass ein direkter Weg zum Schwimmbadparkplatz fehlt. „So müssen alle Parkplatzbesucher zwei Mal zu Fuß ungeschützt eine Straße queren. Die Zebrastreifen über die vielbefahrene Straße sollten auch geradeaus mit einem Fußweg durch die Hecke weitergeführt werden. So könnten die Schülerinnen und Schüler gefahrlos das LvD-Schulgelände erreichen, ohne den Lehrerparkplatz zu queren.“Die Aktion habe aber etwas gebracht, weil die Schüler nun „ohne Wartezeiten und ohne Risiko“ die vielbefahrene Straße vor dem LvD überqueren konnten. „An anderen Tagen stehen sie sich hier die Beine in den Bauch. Und selbst, wenn mal nette Autofahrer anhalten, ist noch lange nicht gesagt, dass es auf der anderen Straßenseite auch jemand tut“, so Lüdecke „ Gerade kurz vor Unterrichtsbeginn sei die Berliner Allee besonders stark befahren und das Queren praktisch unmöglich.Schulleiter Benedikt Waerder begrüsste die Aktion. „Es gibt seit Jahren die Befürchtung, dass etwas passiert. Ich kommen von Walbeck aus. In der Fahrbahnverengung stehe ich, wenn ich als Linksabbieger auf den Parkplatz wil. Dann muss ich auf die Schüler, die von rechts rüberwollen, achten, die von links kommen, auf den Gegenverkehr und den Fahrradverker links, wo beiderseits gefahren wird. Und auf den Schulhof, wo Autos eventuell einparken, Elterntaxis da stehe und Schüler da drüber auf den Schulhof gehen.“
Der Übergang ist nicht unproblematisch
Dazu komme unter Umständen dann auch noch die Müllabfuhr dazu. „Es ist morgens manchmal kritisch – vor allem in der dunklen Jahreszeit. Und da wäre ein Zebrastreifen eine gute Sache. Uns ist dran gelegen, dass die Situation verbessert wird“, machte Waerder unmißverständlich klar. Denn der Auto– und Lastwagenverkehr an der Berliner Allee habe deutlich zugenommen. „Gerade in Coronazeiten merken wir das, weil wir die Fenster immer geöffnet haben und der Verkehrslärm doch sehr beim Unterricht stört – je nachdem, was da grade vorbeikommt, ob nun Traktor oder Lastwagen.“
Bei den Schülern kam die Aktion super an. „Die Autos haben alle tatsächlich gehalten und die Fahrer freundlich gewunken“, war der elfjährige Daniel überrascht. „Als ob da mal die Welt stillsteht. Aber ich habe auch erlebt: eine hat angehalten und die Autos dahinter haben gehupt“, „, ergänzte die gleichaltrige Mia. „Sonst musste man immer lange warten“, beschrieb Michela ihre Situation. „Ich wollte mit dem Fahrer Blickkontakt aufnehmen. Der wollte mich nicht ansehen, da bin ich einfach rüber.“ Alle Befragten waren sich in einem aber einig: mit Zebrasteifen ist ein viel sichereres Gefühl da.Schuldirektor Waerder will jetzt über eine kleine Schülerumfrage zur Sinnhaftigkeit solcher Zebrasteifen für die Schüler durchführen. Dann wird man vielleicht schon in der kommenden Woche ein noch umfassenderes Stimmungsbild darüber haben, was die Schüler von solchen Übergängen im Bereich der Berliner Allee tatsächlich halten
WZ, 16.2.2021
Ortsgruppe des Fachverbands Fußverkehr gegründet
Fußgänger sollen in Kempen eine Lobby bekommen
Kempen. Viele Menschen sind in Kempen täglich zu Fuß unterwegs – doch nicht immer auf guten, schönen und sicheren Wegen. Das sagt die Kempenerin Gisela Ditzen, die sich seit Jahren für bessere Fußwege in der Stadt einsetzt. Engagiert in der Bürgerinitiative Kempen, hat Ditzen mit Mitstreitern nun eine Ortsgruppe des Fachverbands Fußverkehr (Fuss) Deutschland in Kempen gegründet, um den Anliegen der Fußgänger mehr Gehör zu verschaffen. Der Verband vertritt seit 1985 die Interessen von Fußgängern in Deutschland, ist Ansprechpartner für Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit, bezieht Stellung zu Fußgänger-relevanten Fragen und schlägt Änderungen vor.
Ditzen ist begeistert von den vielen grünen Wegen in Kempen. Doch ein Fußwegenetz fehle, mit Rollstuhl oder Rollator sei es in Kempen „teilweise ein Abenteuer“. Viele Wege in der Stadt seien für ältere Menschen unzumutbar, etwa am Dämkesweg, so Ditzen: „Auf der einen Seite ist der Weg viel zu schmal, auf der anderen Seite hat er Quer- und Längsneigungen, die nicht nur schwer zu meistern sind, sondern auch Schmerzen beim Gehen verursachen.“Der neue Fußweg an der St.-Peter-Allee sei „eine reine Wellenbahn“. Am Heyerdrink seien Bäume auf den Weg gepflanzt und Absenkungen für Einfahrten errichtet worden, „obwohl dies die Hauptfußroute aus dem Kempener Westen ist und mit dem neuen Wohngebiet noch wichtiger wird“. Auch an der Berliner Allee besteht nach Einschätzung der Fuss-Ortsgruppe Handlungsbedarf: Die Berliner Allee sei schließlich nicht nur für sie selbst, sondern auch für viele Hundert Schüler der Weg zur Schule, berichtet Lehrerin Ditzen. Es fehle eine sichere Überquerung für Schüler und ein sicherer Zugang zur Schule, ohne über einen Parkplatz gehen zu müssen.Ein Gehweg sollte nach Empfehlung des Fachverbands mindestens 2,50 Meter breit sein, an von vielen Fußgängern genutzten Geschäftsstraßen und Schulwegen sollte er breiter sein. Auf diesen Streifen sollte nichts aufgebaut oder hingestellt werden. „Ein guter Fußweg sollte zudem eben sein, keine Längs- oder Querneigung aufweisen, glatt und ohne Hubbel sein“, führt Ditzen aus. Von gemeinsamen Geh- und Radwegen hält sie nicht viel: „Eine strikte Trennung ist das Beste. Sind auf einem Gehweg viele Menschen unterwegs, die den Platz brauchen, wie alte Menschen, kleine Kinder, und dann Radfahrer, wird es grenzwertig.“ Besser sei es, dann Tempo 30 einzurichten und Radfahrer auf der Straße fahren zu lassen.Auch in St. Hubert gibt es Probleme. An der Hülser Landstraße und am Hohenzollernplatz etwa dürfen Radler Fußwege mitbenutzen, wie Achim Rothe von der dortigen Bürgerinitiative „Fairer Verkehr“ berichtet. Doch die Wege seien für Fußgänger und Radfahrer zu schmal, Radfahrer mit Pedelecs seien zu schnell unterwegs. Auch für St. Hubert mahnt die neue Ortsgruppe sichere Überwege für Schulkinder an und weist auf die Gefahren hin, die durch uneinsichtige Autofahrer entstehen: Trotz Tempo 30 werde schneller gefahren, würden Fahrzeuge auf Fußwegen abgestellt. Was für Kempen zutreffe, gelte auch für St. Hubert und wohl auch für Tönisberg, sagt Ditzen: „Fast alles ist zu Fuß zu erreichen. Aber auch hier fehlen sichere Wege.“Nach Erkenntnissen der Polizei gibt es im Kempener Stadtgebiet keine Unfallstellen, die für Fußgänger besonders gefährlich sind. Im vergangenen Jahr zählte die Polizei 16 meldepflichtige Unfälle, bei denen Fußgänger beteiligt waren. Alle Unfälle geschahen an unterschiedlichen Stellen. Als meldepflichtig gelten Unfälle mit Personenschaden, schwerem Sachschaden, unter Einwirkung von berauschenden Mitteln oder mit Fahrerflucht. Ditzen will dafür sorgen, dass Fußgänger in Kempen sicher unterwegs sein können. Einmal sei sie als Fußgängerin selbst angefahren worden, berichtet die Kempenerin, „da merkt man, wie schnell ein Leben zu Ende sein kann, damit kommt die Angst“.Für den 22. Februar hat die Kempener Fuss-Ortsgruppe nun einen Gesprächstermin mit der Stadt vereinbart, um über Verbesserungen für Fußgänger zu sprechen. „Ich hoffe, dass wir mit der Stadt die Vereinbarung treffen können, dass neue Wege eben und ohne Hindernisse angelegt werden“, sagt Ditzen: „Ein Baum ist schön und wichtig, er muss aber nicht mitten auf dem Gehweg stehen. Dafür kann auch ein Parkplatz weichen.“